Chevalance Huforthopädie

(links vor der ersten Bearbeitung, rechts nach der fünften Bearbeitung)

Ziele

Da Hufe beim Auftreten physikalischen Einflüssen ausgesetzt sind, sorgen Druck-, Hebel- und Zugkräfte auf unterschiedlichen Untergründen für deren Deformierung. Um dieser Deformierung entgegenzuwirken und dadurch eine optimale Belastungssituation entweder zu erhalten oder wieder herzustellen und außerdem mögliche Probleme zu vermeiden, gibt es die Chevalance Huforthopädie.

Leben Pferde in einer Herde in der Natur, legen sie viele Dutzend Kilometer am Tag zurück, wodurch ihre Hufe normalerweise ausreichend abgerieben werden. So wirken auf die Hufwand meist nur geringe Hebelkräfte, wodurch die Hufe sich nicht erheblich deformieren. Zwar gibt es in der Natur auch andere Fälle, bei denen die Hufwand weniger abgerieben wird und die Hufe dadurch so schlimm deformieren, dass solche Pferde der natürlichen Selektion unterliegen und versterben, doch diese Fälle sind wesentlich seltener.

Die Pferde in der menschlichen Zivilisation leben im Vergleich zu den Naturpferden in einer domestizierten Welt, wodurch ihre Bewegung meist eingeschränkt ist und die Hufe, wie oben beschrieben, oft wenig abgerieben werden und deformieren. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, verfolgt die Chevalance Huforthopädie die folgenden Ziele:

  • Die Hufe von domestizierten Equiden sollen regelmäßig, jede vierte Woche, überprüft und anschließend belastungsgerecht und präzise bearbeitet werden, um Deformierungen der Hufe zu vermeiden oder wieder rückgängig zu machen und eine optimale Belastung herzustellen.
  • Abrupte Stellungsänderungen, die zu einer Überlastung der inneren Hufstrukturen wie beispielsweise der Hufknorpel, der Sehnen, der Bänder, der Lederhaut oder des Hufbeinträgers führen können, müssen vermieden werden.
  • Stattdessen soll mithilfe einer angepassten Tragrandbreite der Abrieb so gesteuert werden, dass sich der Huf bis zur nächsten Bearbeitung Schritt für Schritt schonend ausbalancieren kann, ohne eine abrupte Umstellung.
  • Die gleichmäßige Belastung der medialen und der lateralen Hufhälfte soll somit erreicht werden, die sogenannte mediolaterale Balance.
  • Außerdem soll die gleichmäßige Belastung der Zehe vorne und der Trachten hinten erreicht werden, die sogenannte longitudinale (Längsrichtung) Balance. Dafür soll die Huf-Fessel-Achse ungebrochen sein und die Spannung der tiefen Beugesehne physiologisch angemessen.
  • Eine harmonisch rund-ovale Schalenform der Hufwand (abhängig vom individuellen Huftyp) von Trachte zu Trachte soll erreicht werden, um die optimale Stabilität der Hornkapsel1 zu erhalten oder wiederherzustellen.
  • Die auf den Huf einwirkenden Kräfte sollen in der Stützbeinphase mittig in den Huf eingeleitet und somit optimal aufgenommen werden.
  • Der Tragrand der Hufwand soll in Verbindung mit dem Hufbeinträger optimal die Last des Pferdekörpers tragen und die einwirkenden Kräfte abfedern, so ähnlich wie bei einem Trampolin die Stützen in Verbindung mit den Gummibändern und dem Sprungnetz.
  • Hebelkräfte, die auf die Hufwandabschnitte einwirken, sollen auf ein Minimum reduziert werden.

Nicht immer können diese Ziele vollumfänglich erreicht werden, zum Beispiel dann, wenn sich die inneren Strukturen eines Hufes oder der Knochensäule darüber bereits wesentlich der bisherigen Belastung angepasst haben. In solchen Fällen soll stattdessen das individuelle Optimum des Hufes angestrebt werden, das automatisch erreicht wird, wenn ein Huf regelmäßig huforthopädisch bearbeitet wird.

Bei all diesen Bestrebungen ist das wichtigste Ziel der Chevalance Huforthopädie aber das Folgende: Ein Pferd soll nach der Bearbeitung besser oder wenigstens genauso gut Laufen wie zuvor!

Leider kann auch dieses Ziel nicht immer erreicht werden, beispielsweise bei einer Umstellung von Beschlag auf Barhuf oder nach der ersten Bearbeitung eines Hufes mit extrem langen und deformierten Hufwandabschnitten. In diesen Fällen stößt die Elastizität eines Hufes manchmal durch eine ungewollte Stellungsveränderung einmalig an ihre Grenzen. Spätestens ab der zweiten Bearbeitung sollte das beschriebene Ziel aber unbedingt erreicht werden.

Besondere Hufsituationen

Haben Personen das komplette Ausbildungsprogramm der Chevalance Huforthopädie durchlaufen, sollten sie außerdem einem Tierarzt auf dessen Anweisung hin in bestimmten Situationen helfen können. Durch ihre detaillierten anatomischen Kenntnisse vom Huf und durch ihre erlernten handwerklichen Fähigkeiten und Fertigkeiten, sollten sie in der Lage sein, einen Huf entweder belastungsgerecht und verletzungsfrei zu bearbeiten oder einen notwendigen Verband anzulegen. Solche Situationen könnten beispielsweise Hufrehe, Hufgeschwüre, Hufrollenentzündungen, Sohlenlederhautentzündungen oder Strahlfäule sein.

Aufgrund der Herausforderungen eines traditionellen Ausbildungsmodells, wurde das Ausbildungsprogramm der Chevalance Huforthopädie um einen Online-Kurs, Webinare, eine Online-Sprechstunde und um das Buch Vitale Hufe ergänzt. Mithilfe dieser Angebote, die umfangreiche Lehr-Videos enthalten, soll es interessierten Personen ermöglicht sein, sich selbstständig die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten anzueignen – verständlich, zeitlich und geografisch unabhängig und durch entsprechende Gefahrenhinweise mit dem höchstmöglichen Maß an Sicherheit für alle Beteiligten.

Unterschied zur allgemein bekannten Huforthopädie

Die Chevalance Huforthopädie zeichnet sich vor allem durch eine exakte Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Befundung, die man auch als Symptome-Lexikon bezeichnen könnte, und durch eine exakte Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Bearbeitung von Equiden-Hufen aus. Im Gegensatz zur allgemein bekannten Huforthopädie werden Befundung und Bearbeitung damit konkret beschrieben, wodurch unzählige Diskussionen über eine unkonkrete Vorgehensweise verhindert werden. Sollte sich in der Praxis irgendwann einmal zeigen, dass es Lücken oder Schwächen in diesen Anleitungen geben sollte, dann können die Anleitungen weiterentwickelt und entsprechend verbessert werden.

Nur so wird es zukünftig möglich sein, die beste Hufbearbeitungsmethode zum Wohle der Pferde zu entwickeln – eine grundlegende Bestrebung der Chevalance Huforthopädie. Bisher haben sich die Anleitungen allerdings bewährt, denn mit dem darin beschriebenen Vorgehen konnte ich in den letzten Jahren vielen Pferden zu gesunden, ausbalancierten Hufen verhelfen und ihnen ein angenehmes, schmerzfreies Barhuflaufen ermöglichen.

Weitere Infos

Warum Barhuf?

Ein paar Worte zur Hufmechanik (Elastizität) eines Hufes und wie sie durch einen Beschlag beeinflusst wird.

Angebote

Lerne die Chevalance Huforthopädie online oder im Ausbildungszentrum der Unteren Mühle in Gissigheim. Oder möchtest Du die Anwendung der durch mich im Umkreis von Tauberbischofsheim, Würzburg, Bad Mergentheim, Buchen, Heilbronn und Wertheim buchen? Dann wähle das für Dich passende Angebot.