Chevalance Huforthopädie

Hufe sind bereits beim ersten Auffußen nach der Geburt eines Fohlens physikalischen Einflüssen ausgesetzt. Bodenunebenheiten und unterschiedliche Untergründe sorgen für eine Deformation der Hufe, der wir Huforthopäden von Beginn an entgegenwirken möchten, um eine optimale Belastungssituation zu erhalten oder herzustellen und zukünftige Probleme zu vermeiden.

Leben Pferde in einer Herde in der Natur, legen sie täglich lange Distanzen zurück, wodurch ihre Hufe ausreichend abgerieben werden. Durch diesen Hufabrieb bilden sich meist keine oder nur geringe Hebel in den Hufwänden, die für eine unbalancierte Belastung und somit für viele Probleme sorgen. Tatsächlich leben unsere Pferde aber in einer domnestizierten Welt, wodurch ihre Bewegung eingeschränkt ist und die Hufe oft nicht ausreichend abgerieben werden.

Um dieser Problematik entgegen zu wirken, gibt es die Chevalance Huforthopädie, eine Methode, Hufe von Equiden regelmäßig auf ihre Belastungssituation zu überprüfen und diese anschließend belastungsgerecht und präzise zu bearbeiten.

Ziele

Die folgenden Ziele sollen in kleinen Schritten erreicht werden, um abrupte Stellungsänderungen und somit Überlastungen der inneren Hufstrukturen zu vermeiden (Hufknorpel, Sehnen, Bändern, Hufbeinträger etc.):

  • Die Hufe sollen gleichmäßig belastet werden, sowohl mediolateral (seitlich) als auch longitudinal (in Längsrichtung).
  • Die Huf-Fessel-Achse soll ungebrochen (gerade) sein.
  • Die Hornkapsel soll eine harmonisch rund-ovale Form haben.
  • Der Huf soll mittig auf- und abfußen.
  • Kräfte sollen mittig eingeleitet und aufgenommen werden.
  • Der Tragrand soll in Verbindung mit dem Hufbeinträger die Kräfte abfedern.
  • Mithilfe der angepassten Tragrandbreite soll der Abrieb so gesteuert werden, dass der Huf sich bis zur nächsten Bearbeitung Schritt-für-Schritt ausbalancieren kann.
  • Hebelkräfte an der Hufwand sollen auf ein Minimum reduziert werden.
  • Wenn die Ziele aufgrund von angepassten inneren Strukturen nicht mehr zu erreichen sind, soll das individuelle Optimum angestrebt werden!
  • Die gleichmäßige Belastung der inneren und der äußeren Hufhälfte soll hergestellt werden, die sogenannte mediolaterale Balance.
  • Die gleichmäßige Belastung der Zehe vorne und der Trachten hinten soll hergestellt werden, was mit einer ungebrochenen Huf-Fessel-Achse und einer angemessenen Spannung der tiefen Beugesehne einhergeht.
  • Der Huf soll mittig auf- und mittig abfußen. Die Kräfte sollen mittig in den Huf eingeleitet und somit optimal aufgenommen werden.
  • Der Tragrand und der dahinterliegende Hufbeinträger sollen die Last des Pferdekörpers optimal tragen und abfedern.
  • Der Strahl soll die Last des Pferdekörpers mittragen.
  • Hebelwirkungen der Tragwände sollen auf ein Minimum reduziert werden.

Nicht immer können diese Ziele vollumfänglich erreicht werden, zum Beispiel dann, wenn der Huf bereits ausgeprägt deformiert ist. In solchen Fällen soll das individuelle Optimum angestrebt werden! Umso wichtiger ist es, Hufe regelmäßig entsprechend ihrer Belastungsstiuation zu bearbeiten, um Deformierungen aufzuhalten, in günstigen Fällen sogar umzukehren und die bestmögliche Kräfteverteilung herzustellen.

Besondere Hufsituationen

Huforthopäden beschäftigen sich außerdem mit besondern, krankhaften Hufsituationen, für deren Heilung sie speziell ausgebildet sind und für die sie die notwendigen anatomischen Kenntnisse vom Huf und den dort ablaufenden physikalischen Vorgängen haben. Die Behandlungsmethoden der Huforthopädie sind langjährig erprobt und haben sich bewehrt. Besondere Hufsituationen sind beispielsweise:

  • Hufrehe
  • Hufgeschwüre
  • Hufrollenentzündungen
  • Strahlfäule
  • Erworbene Flexionen
  • Angeborene Felxionen
  • Überlange Hufe
  • Hufkrebs
  • Hufknorpelverknöcherungen
  • Abszesse
  • Risse
  • Etc.

Barhuf vs. Hufschutz

Wir Huforthopäden sind der Auffassung, dass nur ein Barhuf ein gesunder Huf sein kann. Dazu ein Auszug aus dem Hufbeschlagsgesetzt:

"[...] In der Zeit bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgte der Schutz des Pferdehufs gegen übermäßige Belastung durch auf den Huf genagelte Hufeisen. Dies entsprach der damaligen Beanspruchung der Pferde als Zug-, Last- und Nutztiere. Mit der danach einsetzenden zunehmenden Bedeutung von Pferden als Freizeit- und Sporttieren und der Entwicklung neuer Beschlagmaterialien stellte sich der Eisenbeschlag als nicht mehr unbedingt geboten, teilweise auch als nicht mehr erwünscht dar. Es bildeten sich neben der Anbringung von Eisenbeschlägen alternative Formen der Hufversorgung heraus, bei denen entweder auf dauerhaft angebrachte Hufschutzmaterialien völlig verzichtet wird oder Materialien Verwendung finden, deren Herstellung oder Zurichtung für den Hufschutz nicht auf einem metallverarbeitenden Vorgang beruht. [...]"

[Quelle: https://www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen/rs20070703_1bvr218606.html]

Da das Barhufgehen mit entlichen Vorteilen einhergeht (Warum Barhuf?), ist aus Sicht der Huforthopädie nur in seltenen Situationen ein Hufschutz sinnvoll. Dazu zählt, wenn der Huf mehr abgerieben wird, als Horn nachwachsen kann. In diesem Fall sollte allerdings unbedingt auf einen dauerhaften Hufschutz verzichtet werden, um die Vorteile des Barhufgehens trotzdem zu nutzen. Es bietet sich die Verwendung von Hufschuhen an, die in dem abriebstarken Zeitraum, zum Beispiel beim Ausreiten auf Schotterwegen, verwendet werden können. In manchen Situationen ist für einige Tage auch ein Polsterverband sinnvoll, beispielsweise bei einem akuten Hufreheschub.

Die Kombination zwischen Barhufgehen und regelmäßiger, belastungsgerechter Bearbeitung halten wir Huforthopäden als die optimale Lösung für die Hufe von Equiden, wie die Erfahrung der letzten Jahrzehnte gezeigt hat.

Entstehung und Entwicklung

Die Huforthopädie geht auf den Begründer Jochen Biernat zurück, der sich der ausführlichen Analyse von Hufen und deren Heilung gewidmet hat. Mithilfe von Beobachtungen, Röntgenuntersuchungen, Präperationen, Belastungs- und Bearbeitungsversuchen schaffte er es, ein detailliertes Verständnis des Hufes und der physikalischen Abläufe im Huf zu entwickeln. Mithilfe seiner Bearbeitung- und Behandlungsmethoden schaffte er es, unzähligen Pferden zu helfen, indem er die Deformierung ihrer Hufe stoppen oder rückgängig machen konnte. 1998 begann Jochen Biernat seine Methode zu lehren.

Heute gibt es ein paar wenige Organisationen, bei denen man eine umfangreiche Berufsausbildung zum Hoforthopäden absolvieren kann. Diese Organisationen wurden entweder von Jochen Biernat selbst oder von seinen Schülern gegründet. Bei einer dieser Organisationen habe ich meine Ausbildung absolviert. Aktuell arbeiten mein Team und ich daran, bedarfsgerechte (Online-)Kurse zu entwickeln, mit denen Du entweder die grundlegenden Huforthopäden-Kenntnisse erwerben kannst, um beispielsweise Deine Pferde bearbeiten zu können, oder mit Du diese Kenntnisse erweitern kannst, um beispielsweise mit besonderen Hufsituation wie Hufrehe, Hufgeschwüren oder Hufrollenentzündungen umgehen und die Huforthopädie möglicherweise neben- oder sogar hauptberuflich ausüben zu können.

Weitere Infos

Warum Barhuf?

Ein paar Worte zur Hufmechanik (Elastizität) eines Hufes und wie sie durch einen Beschlag beeinflusst wird.

Angebote

Lerne die Chevalance Huforthopädie online oder im Ausbildungszentrum der Unteren Mühle in Gissigheim. Oder möchtest Du die Anwendung der durch mich im Umkreis von Tauberbischofsheim, Würzburg, Bad Mergentheim, Buchen, Heilbronn und Wertheim buchen? Dann wähle das für Dich passende Angebot.